"... man muss nur an den Schritt denken, den nächsten Atemzug..."

Kennst du Beppo, den Straßenkehrer?

Den Freund von Momo, der so große Gedanken hat und diese mitteilen kann, weil Momo so gut zuhört?

Ich liebe dieses Buch von Michael Ende noch immer und für den Beginn dieses Jahres möchte ich eine kleine Geschichte aus dem Buch mit dir teilen.

Weil wir alle wachsen und uns ausdehnen.

Weil dabei auch Tun und Handeln gefordert ist.

Und wir alle das Potential haben, mit viel mehr Leichtigkeit und im Fluss zu erschaffen... wenn wir es Atemzug für Atemzug tun...

 

Beppo Straßenkehrer wohnte in der Nähe des Amphitheaters in einer Hütte, die er sich aus Ziegelsteinen, Wellblechstücken und Dachpappe selbst zusammengebaut hatte. [...]


Er fuhr jeden Morgen lange vor Tagesanbruch mit seinem alten, quietschenden Fahrrad in die Stadt zu einem großen Gebäude. Dort wartete er in einem Hof zusammen mit seinen Kollegen, bis man ihm einen Besen und einen Karren gab und ihm eine bestimmte Straße zuwies, die er kehren sollte.

 

Beppo liebte diese Stunden vor Tagesanbruch, wenn die Stadt noch schlief. Und er tat seine Arbeit gern und gründlich. Er wusste, es war eine sehr notwendige Arbeit.

 

Wenn er so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig: bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter: Schritt – Atemzug – Besenstrich – – –.

 

Während er sich so dahinbewegte, vor sich die schmutzige Straße und hinter sich die saubere, kamen ihm oft große Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so schwer mitteilen ließen wie ein bestimmter Duft, an den man sich nur gerade eben noch erinnert, oder wie eine Farbe, von der man geträumt hat.

Nach der Arbeit, wenn er bei Momo saß, erklärte er ihr seine großen Gedanken. Und da sie auf ihre besondere Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte.


„Siehst du, Momo“, sagte er dann zum Beispiel, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man.“

 

Er blickte eine Weile vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen.“

 

Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“

 

Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“


Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste.“ Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig.“

 

Michael Ende: Momo. Thienemanns Verlag, Stuttgart 1973, S. 35–37 

Bildquelle: https://michaelende.de/momo
Bildquelle: https://michaelende.de/momo

Wir alle sind zu Großem fähig, wenn wir uns auf den jeweils nächsten Schritt konzentrieren.

Und ihn mit Freude und Liebe ausführen.

Bewusst im Jetzt sind.

 

So bleiben wir in Fluss.

So erschaffen wir im Fluss.

 

Ich wünsche dir, dass du 2024 genau in dieser Leichtigkeit und Freude all das manifestieren kannst, was jetzt für dich bereit liegt! Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug... <3

*** Lasst es euch gut gehen!! ***

alle Bilder stammen aus folgender Quelle: https://michaelende.de/momo

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